Geschäftsbericht 2022
Chancen- und Risikobericht
Das Chancen- und Risikomanagement ist bei der rhenag ein fest in die Aufbau- wie auch die Ablauforganisation eingebetteter, fortwährender und intensiv kommunizierter Prozess. Das Risikoportfolio wird grundsätzlich durch regelmäßige, gegebenenfalls auch einzelfallbezogene Meldungen ständig aktualisiert. Falls erforderlich, werden auch die risikoabwehrenden oder risikobegrenzenden Maßnahmen angepasst. Der Prozess zur Risikosteuerung ergänzt die vorhandenen Steuerungs- und Kontrollsysteme. Die wesentlichen Risiken lassen sich im Folgenden abfallend nach ihrer Bedeutung (Netto-Schadenshöhen) strukturieren:
Betriebsrisiken begegnen wir durch ein intensives, regelmäßig nach DIN ISO 9001 TÜV-zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem. Wir waren das erste Energieversorgungsunternehmen in Deutschland, das hinsichtlich des technischen Sicherheitsmanagements in fünf Bereichen TSM-zertifiziert wurde.
Die Wettbewerbsrisiken beziehen sich auf eine mit der Öffnung der Energiemärkte gewollte Veränderung des Kundenbestandes einerseits und eine entsprechend optimierte, flexible Energiebeschaffung andererseits. Die rhenag unternimmt alle Anstrengungen, mit einem auf Kundenzufriedenheit und Kundenbindung zielenden, marktorientierten Kundenmanagement ihre Position bei ihren Kunden und gegenüber Wettbewerbern zu stärken.
Energieversorger sind regulatorischen und rechtlichen Risiken aufgrund äußerer Eingriffe, insbesondere aufgrund von Gesetzesänderungen, behördlichen Maßnahmen oder gerichtlichen Entscheidungen, ausgesetzt. Hierzu zählen zum Beispiel die Änderungen, die der Gesetzgeber am Energiewirtschaftsgesetz vornimmt, die Änderung von Netzentgelten oder die Änderung gesetzlicher Umlagen. Diese Risiken begrenzen wir durch entsprechende Gestaltungen in unseren Absatzverträgen.
Kreditrisiken ergeben sich aus unseren Geschäftsbeziehungen mit Kunden und Lieferanten. Wir begrenzen diese Risiken, indem wir Bonitätsprüfungen durchführen. Dabei achten wir darauf, dass bei der Messung und Steuerung von Kreditrisiken die konzernweit gültigen Standards eingehalten werden. Abhängigkeiten von einzelnen Kunden bestehen nicht. Zinssicherungsgeschäfte werden nicht getätigt.
Wirtschaftliche Risiken, die aus unserem Beteiligungsportfolio erwachsen könnten, minimieren wir durch ein intensives Beteiligungscontrolling. Regelmäßige Prüfungen ausgewählter betrieblicher Teilbereiche durch unsere Revision sichern die Führung unserer Beteiligungen zusätzlich ab.
Zur Bewältigung von Commodity-Risiken und zur Optimierung der Energiebeschaffung hat die rhenag ein modernes Portfolio-Managementsystem entwickelt, das sie im Rahmen ihres Dienstleistungsgeschäfts auch interessierten Stadtwerke-Kunden anbietet. Eng damit verbunden ist ein stringentes Commodity-Risk-Controlling, das wir im Rahmen einer konzernweit geltenden Risikorichtlinie durchführen.
Fester Bestandteil des unternehmensinternen Risikomanagementsystems ist ein Risikokomitee, das unter Vorsitz des Vorstands aufgrund des Ukraine-Kriegs, der dadurch ausgelösten Energiekrise und der hohen Preis-Volatilität auf den Energie-Beschaffungsmärkten alle drei bis vier Wochen tagte.
Zu den zentralen Aufgaben gehört es, unser Unternehmen im Spannungsfeld zwischen Verlustrisiken und Gewinnchancen erfolgreich zu steuern. Hierfür werden Arbeitsabläufe und Prozesse ständig überprüft und nachjustiert – mit dem Ziel, sie systematisch und dauerhaft zu verbessern.
Möglichkeiten zur Steigerung der Effizienz der Ergebnisse ergeben sich zudem durch eine fortgesetzte Optimierung des Beratungs- und Dienstleistungsportfolios. Wettbewerbs- und Ergebnischancen liegen nicht zuletzt auch in der Teilnahme an Ausschreibungen im Strom- und Gasbereich, in Bewerbungen um Konzessionsverträge, in Angeboten von Kooperationsmodellen an kommunale Partner oder in der aktiven Vermarktung von energienahen Dienstleistungen in Netz und Vertrieb.
Die folgende Tabelle skizziert die Risikoportfolio-Matrix – nach Umsetzung von Risikobegrenzungsmaßnahmen (Nettomethode) –, bestehend aus den Dimensionen Eintrittswahrscheinlichkeit des potenziellen Schadens (in %) und erwartete Schadenshöhe (in Mio. €). Die Festlegung der Wesentlichkeitsgrenze erfolgt in Abhängigkeit vom bereinigten EBIT bzw. Betrieblichen Ergebnis (BE). Die Kennziffer BE ist eine interne Steuerungsgröße im Konzern und nach IFRS-Regeln bewertet, enthält aber nur Erträge und Aufwendungen, die aus der operativen Tätigkeit des Unternehmens resultieren. Erträge und Aufwendungen, die aus betriebswirtschaftlicher Sicht ungewöhnlich oder durch Sondervorgänge entstanden sind, werden in das Neutrale Ergebnis (NE) umgegliedert und sind damit nicht BE-Bestandteil.
Den erkennbaren Risiken wird, soweit handelsrechtlich zulässig, durch Bildung angemessener Rückstellungen wie auch durch einen umfangreichen Versicherungsschutz ausreichend Rechnung getragen. Dies gilt insbesondere für unsere größten Einzelrisiken: das Risiko regulatorischer Eingriffe wie auch das Risiko höchstrichterlicher Rechtsprechung zur Gaspreisfindung bzw. -anpassung. Sämtliche übrigen Einzelrisiken des Risikoportfolios werden zum jetzigen Zeitpunkt als nicht wesentlich eingestuft und werden laufend überwacht (s. Kürzel „Ü“ in obiger Matrix).
Die kritische Prüfung des Risikoportfolios lässt die Feststellung zu, dass im abgelaufenen Geschäftsjahr keine den Fortbestand des Unternehmens gefährdenden Risiken bestanden haben und solche nach gegenwärtigem Erkenntnisstand auch für das Geschäftsjahr 2023 nicht erkennbar sind.